Unravel - Test/Review
Vor nicht allzu langer Zeit, damals auf der gamescom, haben wir euch von Unravel erzählt, dem kleinen Titel mit dem großen Publisher im Rücken.
Von Dominik Figl am 11.02.2016 - 17:52 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Electronic Arts

Entwickler

Coldwood Interactive

Release

09.02 2016

Genre

Puzzle & Rätsel

Typ

Vollversion

Pegi

7+

Webseite

Preis

19,99 Euro

Media (8)

Viel Liebe mit Faden

Vor nicht allzu langer Zeit, damals auf der gamescom, haben wir euch von Unravel erzählt, dem kleinen Titel mit dem großen Publisher im Rücken. Jetzt, etwas mehr als ein halbes Jahr später, haben wir es endlich in die Finger bekommen und konnten mit unserem kleinen Stück Garn die Welt erkunden.
Roter Faden
Aus der Sicht von Yarny dem Knäuel erleben wir die Geschichte hinter Unravel. Dabei gilt es in erster Linie die schöne Aussicht zu genießen. Viel Liebe zum Detail, unglaublich schöne Bilder und großartige Animationen machen den Spielspaß aus, während wir als Wollknäuel kleinere Rätsel lösen, uns mit unserem roten Faden von Ast zu Ast, oder über Werkzeug und Maschinen schwingen, Dinge umherziehen oder kleine Brücken spannen. Besonders schön ist hierbei Yarny selbst anzusehen. Gleich vorweg, es kam bisher selten vor, dass uns ein eigentlich ausdrucksloser, stummer Charakter derart mitfühlen lies – und das allein durch simple Gestik. Ob unser kleiner Held nun von Vögeln gejagt wird, von Mücken gequält, oder, und das ist das Schlimmste an dem Spiel, in radioaktivem Dreck vergeht und zersetzt wird, oder von einem Stein ganz stumpf erschlagen wird, wir sitzen hier, starren den Monitor an und leiden mit.
Erinnerungen
Damit aber nicht genug, natürlich laufen wir nicht bloß durch die Welt, sondern erwecken das Fotoalbum, und damit die Erinnerungen, einer Person zum Leben. Natürlich gibt es im Leben
eines Menschen nicht bloß Höhen, sondern auch Tiefen. Als Kind sammelt man Krebse am Strand, später demonstriert man gegen die Ausbeutung des Landes, verliert, wen man liebt und am Ende, … nein, am Ende ist der Weg das Ziel. Während wir zu Beginn also noch glücklich über grüne Wiesen schlurfen, hat jede Erinnerung ihre eigene Stimmung, auch wenn der Soundtrack an sich eher etwas ruhiger angesiedelt ist. Sommer, Herbst, Winter und Frühling, die Reihenfolge sagt genauso viel über das Erlebte aus, wie die Bilder und das Verhalten unseres Protagonisten. In Unravel erleben wir Emotionen in Reinform und das durch die Augen eines einfachen Wollknäuels.
Liebe zum Detail
Schöne Animationen und eine angenehme Story sind jedoch bloß das halbe Brot. Unravel trumpft vor allem mit schönen Bildern. Wir hüpfen durch eine Welt, die vor Einzelheiten bloß so strotzt. Wippende Grashalme, wunderschöne Hintergrundgrafiken und genau das richtige Maß an Blur. Seien wir ehrlich, wenn wir Indie hören, egal ob EA oder nicht, erwarten wir optisch eine gewisse Art von Innovation, aber selten gestochen scharfe Bilder – Unravel belehrt uns eines Besseren. Es sind nicht bloß schöne, detailverliebte Bilder, an denen es technisch nichts auszusetzen gibt, sie erzählen uns eine Geschichte, allein durch die Art, wie man uns die Umgebung präsentiert.
Bei aller Liebe
Trotz all der Pluspunkte, und davon hat Unravel ja doch recht viele, muss man auch die vielen Kleinigkeiten ansprechen, die einfach weniger gut funktionieren. Angefangen bei der Musik, die zwar schön und gut ist, sich jedoch mit der Zeit zu wiederholen beginnt und gerade wenn ein Level einen länger aufhält, und dazu kommen wir gleich noch, beginnt der Großteils depressive Soundtrack doch etwas zu nerven. Großteils, auch das muss man gestehen, ist das Konzept hinter den Rätseln recht ähnlich. Man sieht irgendwo etwas herumliegen? Besser mal mitschleppen. Oh, ich kann ein Seil spannen, muss aber nirgendwo hochspringen? Irgendwo muss doch ein Gegenstand sein, den ich darüber ziehen kann und was ist das? Ein Punkt zum
Festhalten. Einfach mal dran hochschwingen! Trial&Error ist auch ein Begriff, den man mittlerweile ungern in den Mund nimmt. Natürlich ist eigentlich nichts Falsches daran, den Spieler seine Grenzen ausloten zu lassen, gerade Spiele wie Dark Souls machen das ja auf eine ziemlich großartige Art. Unravel hat eine sehr frustrierende Art uns umzubringen. Eben weil Yarny ein derart liebenswertes Figürchen ist und dennoch meist auf ziemlich unbefriedigende Art stirbt, ist es gleich doppelt so schlimm, dass man uns systematisch Steine in den Weg legt, die uns erschlagen. Hier fällt man ins Wasser und ertrinkt, da stürzt ein Stein auf unseren Kopf, wir kommen an dem Stein vorbei? Gut, da kommt der Nächste! Und gleich noch einer! Noch einer! Da geht noch was! Zwanzig Tode pro Level sind nicht genug! Stirb Spieler, stirb! Anders gesagt, auch wenn Unravel ein traumhaft schönes Spiel ist, es auf derart perfide Art in die Länge zu ziehen, ist keineswegs notwendig. Natürlich, das sind kleine Frustpunkte, Dinge, die uns das Spiel ein wenig madig machen und wir trauen uns sogar zu sagen, dass der Soundtrack schlicht gut wäre, wenn das Spiel nicht derart unangenehm gestreckt werden würde.

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